Schwarze Erde der Indios Amazoniens

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03.09.2003

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Rätselhafte schwarze Erde fanden die Forscher immer in der Nähe von Flüssen

Abenteuer Wissen mit Wolf von Lojewski: Die schwarze Erde der Indios

Forscher auf Spurensuche nach einer frühen Hochkultur

Die ersten Eroberer Amazoniens im 16. Jahrhundert berichteten von Dschungeldörfern mit blühenden Kulturen. Nach Schätzungen und Berichten der Expeditionen sollen bis zu zehn Millionen Menschen am Amazonas gelebt haben.

Lange Zeit verwiesen Wissenschaftler diese Berichte ins Reich der Legenden. Sie glaubten, dass nur Jäger und Sammler im Regenwald überleben konnten, da die Böden viel zu nährstoffarm seien, um Millionen von Menschen über längere Zeit zu ernähren. Bis heute betreiben die Menschen im Regenwald Brandrodung.

Spuren einer indianischen Hochkultur

Die roten Verwitterungsböden im Regenwald von Amazonien gehören zu den unfruchtbarsten der Welt. Um dieser Erde etwas abzuringen, betreiben die Bewohner auch heute noch Brandrodung, die Asche der Bäume wirkt als Dünger. Ein bis zwei Jahre können die Felder bewirtschaftet werden, dann ist der Boden ausgelaugt und die Bauern müssen weiterziehen. Auch Kunstdünger wird vom Regen sofort ausgewaschen. Doch die Menschen der frühen Amazonaskultur waren sesshaft und müssen nachhaltige Landwirtschaft betrieben haben.

Archäologische Untersuchungen belegen inzwischen, dass die Ureinwohner den unfruchtbaren Regenwald in eine Kulturlandschaft verwandelten, wie zum Beispiel die Lüneburger Heide. Auch diese Landschaftsform existiert nur, weil Menschen seit Jahrhunderten Weidewirtschaft betreiben.

Keramikfunde in Urnengräbern

Mitten im Stadtzentrum von Manaus machte der Archäologe Dr. Eduardo Góes Neves von der Universität São Paulo eine wichtige Entdeckung. Er fand Urnengräber mit Beigaben von einzigartigen Keramikwaren einer sehr frühen indianischen Hochkultur. Die Experten vermuten heute, dass Anfang des 16. Jahrhunderts Millionen von Menschen im Amazonasbecken lebten. Heute sind es wohl höchstens 350.000 Indianer, so schätzt man.

Eine internationale Gruppe von Archäologen ist der Legende auf der Spur. Gab es am Amazonas doch eine hochentwickelte frühe Kultur, und wie konnte sie überleben? Die Forscher fanden außer unfruchtbaren Regenwaldböden mosaikartig immer wieder sehr fruchtbare Ackerflächen. Terra Preta, wörtlich "schwarze Erde", nennen die Einheimischen die zwei- bis dreitausend Jahre alte Erde. Etwa zehn Prozent der Fläche von Amazonien ist mit diesem dunklen, humusartigen Boden bedeckt. Der Regenwald Amazonien ist also nicht nur unberührte Wildnis, sondern zum Teil auch eine von Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Auf der schwarzen Erde wachsen Pflanzen doppelt so schnell.

Das Geheimnis der Terra Preta

Mittlerweile wurden Zehntausende dieser Terra Preta Areale entdeckt, immer in der Nähe von Flüssen. Manche Erdhügel waren etwa 20 Meter hoch. Terra Preta ist eine nährstoffreiche Erde, deren Zusammensetzung die Forscher vor ein Rätsel stellt. Sie enthält neben Holzkohle Überreste von Abfällen und Fäkalien, Knochen und Tonscherben. Die Bodenproben der Geologen ergaben verblüffende Erkenntnisse. Auf dieser schwarzen Erde wachsen Pflanzen doppelt so schnell und bringen mehrfachen Ertrag. Aber wie wurde sie hergestellt?

Das Geheimnis liegt in der Zusammensetzung und einer unvollständig verbrannten Biomasse. Die Wissenschaftler schließen eine übliche Brandrodung aus, da der Anteil an unverbrannten Material zu hoch ist. Die Analyse ergibt, dass sie Holz in einem aufwändigen Verfahren in Holzkohle verwandelten. Holzkohle düngt nicht wie Asche, sondern sie bindet Wasser und Nährstoffe im Boden. Der hohe Holzkohleanteil verhindert, dass der Regen die Nährstoffe aus dem Boden wäscht. Vermischt mit biologischen Abfällen entsteht die schwarze Indioerde, die auch ohne Dünger fruchtbar bleibt.

An der Universität in Bayreuth wird das Geheimnis der mysteriösen Schwarzerde analysiert, um sie künstlich herzustellen. Die Geologen aus Bayreuth und ihre brasilianischen Kollegen arbeiten bereits an dem Projekt "Terra Preta Nova". Die Testergebnisse sind sehr ermutigend, denn auf den neuen Terra Preta Böden wachsen Bananenstauden in einem Jahr bis zu fünf Meter hoch. Gelingt es den Forschern Terra Preta künstlich zu erzeugen, könnte der Einsatz der schwarzen Erde die heute übliche Brandrodung ersetzen. Es müssten keine weiteren Waldgebiete gerodet und abgebrannt werden, die bestehenden Flächen würden ausreichen.

Es tut sich was auf dem Dünger– und Erdenmarkt. Denn vor allem Torf, aber auch Ersatzstoffe wie Rinde oder Rindenhumus, Holz– und Kokosfasern sowie Kompost werden immer knapper und teurer. Und steigende Frachtkosten wirken zusätzlich kostentreibend. So suchen Hersteller und Produzenten nach Alternativen für konventionelle Blumenerden. Vor allem „Terra Preta“ rückt dabei immer stärker in den Vordergrund.
Gerlinde Witt

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